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Museumssnack

Vielleicht kennen sie noch das Motto des Turnvaters Jahn und seiner deutschen Turner: „Frei, Frisch, Fröhling, Fromm“. Aber wem sagt „Frei, Frisch, Stark, Treu“ etwas? So heißt es beim Arbeiter-Sport-Verein Celle, dessen Fahne bei uns im Museum zu sehen ist. Mit der Gründung dieses eigenen Sportvereins im Jahr 1897 grenzten sich die Celler Arbeiter gegen die bürgerlichen Turnvereine ab. 

Anders als in anderen europäischen Ländern wie etwa England entsteht der Breitensport in Deutschland nicht aus dem unschuldigen Spaß am Spiel. Friedrich Jahn rief die Turnerbewegung während der Befreiungskriege gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts ins Leben. Sein Ziel war es, junge deutsche Männer trotz und wegen der französischen Besatzung weiter Teile des Landes durch Leibesübungen fit und wehrhaft zu machen. Nicht weniger als den Widerstand gegen Napoleon hatte Jahn im Auge. Nach Napoleons Niederlage und Abzug nahm die Turnerbewegung eine zentrale Rolle bei der Vorbereitung zum Militärdienst und der Erziehung zu Zucht und Ordnung ein. Doch auch politisch waren sie sehr aktiv. Vereine wie der MTV Celle waren stark nationalistisch geprägt. So wurde der MTV offiziell erst 1860 gegründet, nachdem sein Vorgänger nach der Revolution 1848 verboten wurde.

Von diesem Nationalismus und Patriotismus wollten sich die Arbeiter-Turn-Vereine abgrenzen. Ihre eigenen Vereine waren feste Bestandteile ihres sozialen Milieus und stärkten die Identifikation mit der Arbeiterklasse. Auch deswegen wurden die Arbeiter-Turn-Vereine während der NS-Herrschaft verboten.

Wer sich den netten Herrn auf der Fahne genau anschaut, erkennt, dass auch die Arbeiter mit Sport die Idee gestählter, kampfbereiter und unverletzlicher (Männer-)Körper verbanden. In den 1920er Jahren war man der Überzeugung, dass der Mensch in der feindlichen Maschinenwelt der Fabriken nur überleben könnte, wenn er sich körperlich abhärtet. Dies war der Beginn des Betriebssports in Deutschland, wie jene im Foto aus der Trüller-Fabrik in Celle. Fabrikanten wie Trüller wollten sich so um das gesundheitliche Wohl ihrer Arbeiter kümmern.

Wie sieht es bei ihnen aus? Sind sie in einem Verein organisiert und aktiv? Oder beteiligen sie sich an Betriebssportgruppen?

Museumssnack Betriebssport

 

09.07.2020