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21.01.2021

Museumssnack

„Schönen guten Tag, der Zoll! Haben sie Waren anzumelden?“ Diesen Satz haben vermutlich sehr viele schon einmal an der Grenze oder am Flughafen bei der Einreise gehört. Und spätestens seit dem Brexit und der trumpschen Wirtschaftspolitik wird wieder lebhaft über Zölle diskutiert. Doch was hat es eigentlich historisch gesehen mit dem Zoll auf sich.

Schönen guten Tag, der Zoll!

„Hier gibt man Zoll!“, fordert das Schild in unserer Dauerausstellung auf. Gemeint ist damit aber nicht das heutige Zollamt in der Sägemühlenstraße. Als Institution des Bundesfinanzministeriums kontrolliert man dort auf mögliche Schmuggelware, Plagiate, aber auch Schwarzarbeit, Verstöße gegen den Mindestlohn und die rechtmäßige Erhebung von Verbrauchsteuern. Unser Schild hing hingegen einst am historischen Zollamt, dass in Celle unter anderem die Zölle der Stadt erhob und bis 1825 existierte. 

Zollsysteme sind so alt wie die menschlichen Hochkulturen selbst. Als im 6. Jahrhundert sich das fränkische Reich auf deutschem Boden gründete, übernahm man das Zollsystem des Römischen Reichs und ergänzte es lediglich hier und da ein wenig. Demnach hatte der König – wie einst der römische Kaiser – das Recht, Zölle erheben zu lassen und die Einnahmen zu verwenden. Zumeist verstand man damals unter Zoll eine Art Benutzungsgebühr. Man erkaufte sich vornehmlich das Recht, für den Transport der eigenen Waren Brücken, Straßen oder andere Verkehrswege wie Flüsse zu nutzen, die in einem Zollgebiet lagen. Auch die Aller war ein wichtiger Handelsweg und wurde mit Zöllen belegt. Womöglich diente die Brunonenburg in Altencelle dazu, einen solchen Zoll zu erheben.

Im Laufe des Mittelalters verblieb zwar die Zollhoheit beim König. Das Recht die Zölle zu erheben und zu verwenden wurde jedoch zunehmend an Fürsten und Städte verpachtet oder ihnen als Lehen übertragen. Städte wie Celle erwarben so mit dem Marktrecht auch das Recht, Marktzölle zu erheben. Auswärtige Händler mussten sich nun den Zugang zum Celler Markt erkaufen. Dadurch wollte man den Preis und Absatz einheimischer Produkte stabil halten und die Stadtkasse aufbessern. 
Zölle konnten jedoch auch als politisches Druckmittel verwendet werden. So konnten in Verhandlungen mit anderen Territorialherren vereinfachende Zollbedingungen für dessen Händler gegen einen politische Gegenleistungen angeboten werden. Auch heute erleben wir wieder, wie Zollbedingungen ein politisches Pfund in den Verhandlungen rund um den Austritt Großbritanniens aus der EU sind.

Bis Mitte des 17. Jahrhunderts entwickelte sich nicht nur Celle zu einem eigenen, kleinen Zollgebiet. Insgesamt zählte man zu dieser Zeit 1240 Zollgebiete in Deutschland. Dies bedeutete enorme Mehrkosten für Händler. Produkte wurden deshalb immer teurer und der Schmuggel nahm zu. Aufgrund dieser Handelshemmnisse begannen die Länder während der Aufklärung im 18. und 19. Jahrhundert, Binnenzölle abzuschaffen. Damit schloss 1825 auch das Zollamt in Celle. Denn Zölle wurden nun nur noch an der hannoverschen Landesgrenze erhoben. Etwa 30 Jahre später trat Hannover dann dem norddeutschen Zollverein bei, der die Zölle zwischen einigen deutschen Ländern abschaffte.

Von der Abschaffung der Binnenzölle profitierten nicht nur Händler. Die Zollvereine förderten auch die Vereinheitlichung der Maße und Währungen im gemeinsamen Zollgebiet. Diese Vorteile hatte man auch vor Augen, als 1968 die europäische Zollunion gegründet wurde. Dabei schufen alle Mitglieder der Europäischen Union ihre nationalen Zölle ab und erheben diese bis heute nur noch gemeinsam an den Außengrenzen der EU gegenüber Drittstaaten. 
Und in Zukunft? Werden wieder mehr Staaten auf Zölle als Mittel der Wirtschafts- und Außenpolitik zurückgreifen? Oder verschwinden Zölle womöglich im Zuge von bi- und multilateralen Handelsabkommen wie zwischen der EU und China noch mehr aus der Welt?

Schönen guten Tag, der Zoll!

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